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Gicht

Unter Gicht versteht man eine Stoffwechselerkrankung, die zu den entzündlich rheumatischen Erkrankungen gehört. Sie zeichnet sich durch erhöhte Harnnsäurewerte im Blut aus. Bei der Entstehung der Erkrankung spielen neben Erbfaktoren vor allem ungesunde Ernährungsgewohnheiten, Übergewicht, strenges Fasten etc. die größte Rolle.

Harnsäure entsteht als Endprodukt beim Abbau so genannter Purine. Diese werden einerseits über die Nahrung aufgenommen und entstehen andererseits im Körper beim Abbau von Zellen. Harnsäure kann im Körper nicht abgebaut werden und wird daher über die Nieren (80%) und den Darm (20%) ausgeschieden.
Ist der Purinstoffwechsel gestört (zu viel gebildet oder zu wenig ausgeschieden), kommt es zu einer Hyperurikämie: Der Harnsäurewert im Serum steigt so weit an, dass die Harnsäure nicht mehr gelöst werden kann. Diese kristallisiert in weiterer Folge aus und lagert sich vor allem in Schleimbeuteln, Gelenken, an Sehnen oder unter der Haut ab. Im Laufe der Zeit verursachen die Ablagerungen entzündliche Reaktionen, welche Schmerzen hervorrufen. Reichliches, üppiges Essen, übermäßiger Alkoholgenuss, ungewohnt starke Anstrengungen können plötzlich einen Gichtanfall (s.u.) auslösen, das Krankheitsbild der Gicht wird klinisch manifest.

Einteilung der Gicht

Primäre (familiäre) Gicht:
Angeborener Stoffwechseldefekt, der in erster Linie durch eine Ausscheidungsstörung der Niere und seltener durch eine vermehrte Harnsäurebildung im Organismus infolge von Enzymdefekten verursacht wird. Zu 95% sind davon Männer betroffen.
Purin- und eiweißreiche Nahrung, tierische Nahrungsfette, Alkoholgenuss, körperliche Anstrengung, strenges Fasten oder Übergewicht sowie Unterkühlung begünstigen die Manifestation der Erkrankung und fördern einen Gichtanfall.

Sekundäre Gicht:
Sie entsteht durch Defekte im blutbildenden System (z. B. Leukämie) oder durch Nierenfunktionsstörungen (z. B. Niereninsuffizienz) bzw. wenn mehr Harnsäure gebildet als ausgeschieden wird (z. B. bei Glykogenspeicherkrankheiten).
 

Stadien der Gicht

  1. Asymptomatische Hyperurikämie (erhöhte Harnsäurewerte ohne Krankheitssymptome).
  2. Akuter Gichtanfall (primäre Gelenkgicht): Beginnt meist nachts oder frühmorgens mit heftigen Schmerzen v.a. im Großzehengrundgelenk aber auch im Sprung-, Fußwurzel-, Knie-, Finger- oder Handgelenk. Das betroffene Gelenk ist hochrot, oft teigig geschwollen, heiß und sehr schmerzempfindlich auf Druck. Der Anfall kann wenige Stunden bis einige Tage dauern. Ein einzelner Gichtanfall hat meist noch keine bleibenden Folgen, ist aber ein deutliches Warnsignal.
  3. Bei der chronischen Gicht kommt es nach und nach zur  Zerstörung des Gelenksknorpels, der Knochen und der Sehnen. Als mögliche Folgen zu nennen: Gelenksschmerzen, Gichtknoten (Gichttophi) in Gelenken und Weichteilen (z. B. am Ohr), Gelenksdeformationen, Arthritis sowie eine Gichtniere.

Anzeichen & Diagnose

Jede plötzlich auftretende Entzündung eines einzelnen Gelenks kann auf Gicht hindeuten und sollte umgehend durch eine/n (Fach-)Arzt/Ärztin untersucht werden.

  • Blut- & Harnuntersuchung: Neben der gesteigerten Harnsäurekonzentration (Normalwert: m: 3,5-7,0 mg/dl; w: 2,4 (2,5)-6,0 mg/dl) finden sich im Anfallstadium auch erhöhte Entzündungsmarker im Blut (BSG, CRP und andere Akute-Phase-Proteine). Bei einer Nierenbeteiligung sind neben einer Proteinurie (Eiweiß im Harn) und einem auffälligen Harnsediment auch erhöhte Nierenretentionswerte nachweisbar.
  • Im Röntgen ist anfänglich nur eine Weichteilschwellung sichtbar, bei chronischen Verläufen zeigen sich mehrfache Veränderungen infolge der Gelenkszerstörung.
  • Auch eine Untersuchung der Gelenksflüssigkeit gibt Aufschluss über die Erkrankung.
  • Diagnostisch auszuschließen sind die Pseudogicht (entsteht durch Ablagerung von Calciumpyrophosphatkristallen), infektiöse Arthritiden sowie bei chronischen Verläufen die rheumatoide Arthritis und die Psoriasisarthritis.

Therapiemöglichkeiten

Effiziente Medikamente und diätetische Maßnahmen können chronische Verläufe mit Gelenksveränderungen und Nierenschäden verhindern.

  1. a) Medikamente:
    Bei der Behandlung muss zwischen der Ersttherapie bei akutem Gichtanfall und einer vorbeugenden Therapie zur Vermeidung einer chronischen Gicht unterschieden werden.
    Im akuten Gichtanfall werden meist nichtsteriodale Antirheumatika (NSAR), Schmerzmittel (Analgetika) und manchmal Colchicin eingesetzt. Das Einspritzen von Kortikoiden in das betroffene Gelenk verschafft rasch Linderung. Zudem sind eine lokale Kältetherapie (z. B. mit Salben oder Cremen) und eine kurz andauernde Bettruhe hilfreich.
    Bestimmte Medikamente (wie Urikostatika oder Uriostatika) helfen neuen Gichtanfällen vorzubeugen und den Harnsäurespiegel dauerhaft zu senken.
  2. b) Ernährungsumstellung:
    Die Prognose der Gicht hängt entscheidend vom Essverhalten ab. Eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten stellt daher die Grundlage einer Therapie dar.
    Die Ernährung sollte vollwertig, nährstoffreich und purinarm sein (Obst, Gemüse, hochwertige Pflanzenöle, Vollkornprodukte). Fettarme Lebensmittel und fettarme Zubereitungsmethoden (z. B. speziell beschichtete Pfanne verwenden, garen, dünsten, dämpfen) sind zu empfehlen.
    Zu meiden sind generell: Innereien, einige Fischsorten (Salzheringe), Krustentiere (Hummer), Hülsenfrüchte, Karfiol, Kohlsprossen sowie Alkohol und alkoholfreies Bier.
    Im Gichtanfall-Stadium ist es sinnvoll die Nahrungszufuhr kurzfristig einzustellen und nur Flüssigkeit (Molke, Gemüsesäfte, Mineralwasser) aufzunehmen.

Ernährungstherapie bei Hyperurikämie (= erhöhte Harnsäurewerte ohne Krankheitssymptome) – “purinarme” Kost <2000mg Harnsäure pro Woche:

  • Höchstens 100g Fisch, Fleisch oder Wurst pro Tag; möglichst keine Innereien essen
  • Hülsenfrüchte und andere purinreiche pflanzliche Lebensmittel (Karfiol, Kohlsprossen) sowie Suppenwürfel aus Fleischextrakt sind zu meiden
  • Bevorzugung von Milch und Milchprodukten
  • Einschränkung von Alkoholkonsum.

Ernährungstherapie bei Gicht (= erhöhte Harnsäurewerte mit Krankheitssymptomen) – “streng purinarme” Kost max. 1000mg Harnsäure pro Woche bzw. 120mg/Tag:

  • 100g Fisch, Fleisch oder Wurst 1-2x/Woche; keine Innereien
  • Hülsenfrüchte und andere purinreiche pflanzliche Lebensmittel (Karfiol, Kohlsprossen) sowie Suppenwürfel aus Fleischextrakt sind zu meiden
  • Bevorzugung von Milch und Milchprodukten
  • Keine alkoholischen Getränke, auch kein alkoholfreies Bier.

Tabelle: Purin-/Harnsäuregehalte ausgewählter Lebensmittel

1. Purin-/harnsäurefreie bzw. sehr purinarme Lebensmittel sind: Harnsäure in mg
1 Glas Trink- oder Buttermilch oder 200 ml Joghurt 0
1 Scheibe Emmentalerkäse, 30 g oder 1 Ei (60 g) 3
1 mittelgroße Tomate (80 g) 8
1 mittelgroßer Apfel (150 g) 23
1 Portion Reis, poliert und gekocht (150 g) 38
2. Mittlere Purin-/Harnsäuremengen sind enthalten in:
1 Portion (200 g) Weißkraut 40
1 Portion (100 g) Bohnen weiß 80
1 Portion (200 g) Spinat 100
1 Portion (200 g) Schollenfilet 130
Schinken geräuchert (100 g) 160
3. Große Purin-/Harnsäuremengen sind enthalten in:
1 Portion (100 g) Lachs oder Makrele geräuchert 170
1 Portion (150 g) Fleisch (Huhn, Rind, Schwein, Kalb) 210 – 355
1 Portion (100 g) Innereien (Leber, Nieren) 210 – 360
Sojabohnen (100 g) 220
1 Portion Ölsardinen (100 g) 350
1 Portion Kalbsbries (100 g) 900

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung

  1. c) Weitere Tipps:
  • Vermeiden Sie Übergewicht sowie strenges Fasten.
  • Die tägliche Getränkeaufnahme sollte 1,5 – 2 Liter betragen.
  • Vorsicht beim Alkohol! Bier enthält sowohl Alkohol als auch Purine (alkoholfreies und alkoholisches Bier enthalten etwa die gleiche Menge an Purinen), Wein ist zwar purinfrei, steigert aber aufgrund seines höheren Alkoholgehaltes die Harnsäurekonzentration im Blut.
  • Achten Sie auf richtige und regelmäßige Bewegung („Bewegung ohne Belastung“ wie Fahrrad fahren, Langlauf, Wandern, (Nordic-)Walken).
  • Tabakentwöhnung
  • In Ihrer Apotheke erhalten Sie unterstützende Präparate und Teemischungen.

Empfehlung der Ernährungswissenschaftlerin: “Krautfleckerl”

Zutaten für 2 Personen:

  • 150g Dinkelfleckerl (Rohwert)
  • 1 kleiner Kohlkopf
  • 1 kleine Zwiebel
  • Fruchtzucker
  • Salz, Pfeffer, Olivenöl
  • Butter

Zubereitung:

  1. Das Kraut putzen und den Strunk entfernen. Die Krautblätter anschließend feinnudelig schneiden. Zwiebel schälen und kleinwürfelig hacken.
  2. In einem Topf die Zwiebel mit 1 EL Öl anrösten, ca. ½ TL Salz und etwa 1 TL Fruchtzucker kurz unterrühren, Kraut dazugeben und mit 1/8 Liter Wasser aufgießen. Nun ca. 20 Minuten dünsten lassen (das Kraut sollte noch Biss haben).
  3. In der Zwischenzeit leicht gesalzenes Wasser für die Fleckerl zustellen. Wenn dieses kocht Nudeln hinzugeben und (ca. 3-5 Minuten) köcheln lassen, bis sie bissfest sind. Danach abseihen.
  4. Nun in einer Pfanne etwas Butter (ca. 15g = 1EL) erwärmen, die Fleckerl kurz darin schwenken und das Kraut unterheben. Nach Bedarf mit Fruchtzucker, Pfeffer & Salz nachwürzen.

Nährwert:
Pro Portion ca.: 
434 kcal; 11,1g Eiweiß; 15g Fett; 64,1g Kohlenhydrate (200g Weißkohl = ca. 40mg Harnsäure)