Verdauungsprobleme
Die Darmflora ist wichtig für die Spaltung unverdaulicher Nahrungsbestandteile, die Bildung von bestimmten Vitaminen (wie K und einige B-Vitamine) sowie das körpereigene Abwehrsystem. Sie hat auch eine Barrierefunktion gegenüber Schadstoffen, welche beispielsweise über die Nahrung in den Verdauungstrakt gelangen.
Die ausgebildete Darmflora umfasst rund 1014 Mikroorganismen, wobei die Mirkoorganismenvielfalt mit rund 400 verschiedenen Arten im Dickdarm am größten ist (v. a. Bacteroides, Bifidobakterien, Clostridien, Laktobazillen). Die einzelnen Gattungen stehen in einem hochsensiblen Gleichgewicht, bei einer Verschiebung kann es zu diversen Erkrankungen wie Durchfall, Blähungen, Verstopfung etc. kommen.
Blähungen
Es ist normal etwas Luft im Darm zu haben und diese über den After zu „entlassen“. Die tägliche Gasausscheidung ist individuell verschieden und liegt zwischen 0,5 und 2 Litern. Blähungen, die ohne weitere Beschwerden (z. B. Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit) auftreten, haben keinen Krankheitswert und verschwinden häufig ganz von allein.
Ursachen für Blähungen können u. a. sein:
- Aufnahme von lufthältigen Nahrungsmitteln (Softeis, Sprühsahne, kohlensäurereiche Getränke)
- Luftschlucken während des Essens (v. a. bei hektischer Nahrungsaufnahme)
- blähende Lebensmittel (rohes Obst & Gemüse, Vollkorngetreide, Kaffee, Nahrungsmittelzusätze wie Sorbit etc.)
- Nahrungsbestandteile wie Frucht- oder Milchzucker
- zu ballaststoffreiche Ernährung
- Verdauungsstörungen (Mangel an Verdauungsenzymen, Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse, Erkrankungen der Galle, Infektionen des Magen-Darm-Traktes, Magenerkrankungen)
- gestörte Darmflora beispielsweise nach einer Antibiotika-Behandlung sowie
- Flugreisen (veränderter Luftdruck, langes Sitzen).
Therapie:
Treten Blähungen im Zuge von anderen Beschwerden auf (z. B. Reizdarm/Reizmagen, Nahrungsmittelallergie bzw. –unverträglichkeiten, Verstopfung, Herzschwäche, Bauchfellentzündung, Nebenwirkung von Medikamenten) so wird die Grundkrankheit therapiert.
Vom Arzt verordnete Medikamente können die Gasbildung im Darm vermindern.
Arzneimittel, frei verkäufliche Präparate mit Simethicon und/oder Verdauungsenzymen oder Tees mit Kümmel, Anis, Fenchel, Melisse, Kamille und Pfefferminz helfen (erhältlich in Ihrer Apotheke).
Tipps:
- Leicht verdauliche Gerichte sollten bevorzugt gegessen werden (z. B. gegartes Gemüse).
- Zu meiden sind: scharfe Speisen, zu ballaststoffreiches Essen, rohes, blähendes Gemüse (Zwiebel, Kohl), unreifes Obst, frisches Brot, grobes Vollkornbrot, Kaffee, Schokolade, weißer Zucker, Eiskaltes, Nüsse, Rosinen, Fettgebackenes, Hülsenfrüchte (Linsen, weiße Bohnen) sowie kohlensäurehältige Getränke.
- Das Essen soll stressfrei eingenommen und die Speisen ausreichend gekaut werden. Es ist ratsam mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen.
- Bewegung – vom Verdauungsspaziergang bis Ausdauersport – bringt den Darm in Schwung.
- Eine Wärmflasche auf dem Bauch oder Bauchmassagen im Uhrzeigersinn z. B. mit speziellen Ölen aus der Apotheke können Linderung verschaffen.
- Auf bequeme Kleidung ist zu achten.
- Ärztlicher Rat ist einzuholen, wenn starke Schmerzen oder heftige Krämpfe auftreten, die Ursachen für die Beschwerden unklar sind und lang anhalten, bei Völlegefühl auf nüchternen Magen und wenn Appetitlosigkeit auftritt, die mit großem Gewichtsverlust verbunden ist.
Durchfall (Diarrhoe)
Per Definition handelt es sich bei Durchfall um die häufige und zu schnelle Entleerung von breiigem bis flüssigem Stuhl, der je nach Ursache auch mit Schleim, Eiter oder Blut vermengt sein kann (Entleerung mehr als 3x am Tag). Dauert der Durchfall länger als 4 Wochen, wird er als chronisch bezeichnet.
Hohe Flüssigkeitsverluste durch intensiven Durchfall können vor allem bei Säuglingen binnen weniger Stunden lebensbedrohend sein. Als weitere Risikogruppen wären Kinder und Ältere Menschen zu nennen. Zusätzliches Erbrechen verschlimmert die Situation.
Ursachen:
- Virale (z. B. Rotavirus) oder bakterielle Infektionen (z. B. E. Coli, Salmonellen, Shigellen, Listerien, Campylobakter pylorii)
- Angst, Stress und Nervosität
- bestimmte Medikamente (fragen Sie dazu Ihren Arzt oder Apotheker)
- Nahrungsmittelallergien oder –unverträglichkeiten
- Parasiten (z. B. Würmer, Amöbenruhr)
- Reizdarm
- übermäßiger Alkoholgenuss
- übermäßiger Genuss von „zuckerfreien“ oder mit „Zuckeraustauschstoffen“ versetzten Produkten (v. a. Kaugummis, Bonbons, Gummiwaren).
Behandlungsmaßnahmen & Tipps:
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Manchmal ist es gut ein Medikament umgehend einzunehmen. Manchmal sollte man damit warten, bis Schadstoffe/Keime ausgeschieden wurden. Bei starkem Durchfall ist ein/e Arzt/Ärztin aufzusuchen.
- Ausreichend Trinken und Ausgleich des Salzverlustes z. B durch Elektrolyt-Gemische aus der Apotheke. (Im Notfall hilft: 1 Liter abgekochtes Wasser + 5 gestrichene Esslöffel Traubenzucker + 1,5 Teelöffel Kochsalz + 1 Glas 100%iger Fruchtsaft).
- Stilles Wasser oder Magen-Darm-Tee helfen bei leichten Durchfallerkrankungen.
- Medizinische Kohle hilft in richtiger Dosierung bei akuten Durchfällen (Schadstoffe und Erreger werden gebunden) – fragen Sie dazu Ihre/n Arzt/Ärztin oder ApothekerIn.
- Nahrungsmittel, die helfen: Rohe, feingeriebene Äpfel (samt Schale), zerdrückte Banane, Reis- oder Haferschleim (mit Salz und ev. Kümmel gewürzt), gekochte Karotten sowie getrocknete Heidelbeeren löffelweise gegessen, können „stopfen“. Erdäpfelpüree, Weißbrot, Zwieback, Topfen und milde Joghurts sind gut verträglich.
- Vermieden werden sollte: Schwer verdauliches wie z. B. fettreiche Speisen und Saucen (Pommes, Mayonnaise, Backwaren, Käse), stark gewürzte Gerichte, Geräuchertes, scharf angebratenes Fleisch, hartgekochte Eier, Hülsenfrüchte, Kohlgemüse, div. rohe Salate, rohes Stein- oder Kernobst sowie Zucker (Ausnahme: Traubenzucker).
- Ist das Getöse im Bauch vorbei, sollte erst nach einigen Tagen „Diät“ (Schonkost s.o.) langsam zur Normalkost zurückgekehrt werden. Zum Thema “Durchfalldiät” halten wir weitere Gesundheitsinformationen für Sie bereit.
- Antibiotika vermindern vor allem Bifidobakterien, Bacteroides- und Laktobazillen. Parallel dazu kommt es meist zu einem Anstieg von Candida-Pilzen. Aus diesem Grund ist es von enormer Bedeutung im Zuge einer Antibiotika-Therapie die Darmflora gleichsam wieder aufzubauen (entsprechende Präparate sind in der Apotheke erhältlich).
Verstopfung (Obstipation)
Die Verstopfung ist gekennzeichnet durch eine zu lange Verweildauer des Stuhls im Darm, eine zu hohe Konsistenz des Stuhls, ein geringes Stuhlvolumen sowie Probleme beim Stuhlgang. Die Obstipation ist zumeist begleitet von Blähungen, Kotsteinen, Unwohlsein und Bauchschmerzen.
Die akute Verstopfung, als deren Ursachen v. a. Ernährungsumstellung bei Reisen, Bettlägerigkeit, Beschwerden im Afterbereich (z. B. Dammeinriss, Hämorrhoiden), Darmverschluss, bestimmte Medikamente, hormonelle Veränderungen zu nennen sind, tritt plötzlich auf.
Die chronische Stuhlverstopfung dauert länger als 14 Tage an und die Beschwerden kehren immer wieder. Sie ist in den westlichen Industrieländern sehr weit verbreitet. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Als Ursachen sind unter anderem zu nennen: ungenügende Aufnahme von Flüssigkeit und Ballaststoffen, mangelnde Bewegung, häufige Einnahme von Abführmitteln, Unterdrückung des Stuhlganges (z. B. aus Zeitmangel), Magen-Darm-Erkrankungen, Schilddrüsenunterfunktion, Nierenfunktionsstörungen, Multiple Sklerose, Parkinsonsche Krankheit, fieberhafte Infekte.
Behandlungsmaßnahmen:
- Umstellung auf ballaststoffreiche Ernährung (Obst, Gemüse, Produkte aus Vollwertgetreide, Leinsamen, Weizenkleie) und reichlich Flüssigkeitszufuhr.
- Zu empfehlen sind: Süßmilchprodukte (u. a. Kinderfrischmilch), da sie die Verdauung durch den darin enthaltenen Milchzucker, positiv beeinflussen können. Probiotika (z. B. enthalten in speziellen Milchprodukten oder in diversen Präparaten aus der Apotheke) fördern den Aufbau der Darmflora und verbessern so die Darmtätigkeit.
1-3 TL Pflaumen- oder Feigenmus täglich sowie 1–2 EL Weizenkleie morgens unter das Joghurt gemischt, bringen den Darm wieder in Schwung.
Zu meiden sind: „Stopfende“ Lebensmittel wie Bananen oder Schokolade.
- Regelmäßige Mahlzeiten in Ruhe einnehmen und genügend Zeit für den Stuhlgang einplanen.
- Langsam kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn können helfen – beispielsweise mit speziellen Ölen aus der Apotheke.
- Entspannungsübungen, Autogenes Training, Meditation oder Yoga “entstressen”.
- Bewegung jeglicher Art fördert die Darmtätigkeit.
- Abführmittel helfen kurzfristig im akuten Fall. Der Dauergebrauch von Abführmitteln führt zu einem Kaliummangel der mit Herz-Kreislauf-Störungen, Muskelerschlaffung etc. einhergeht.
- Milchzucker kann harten Stuhl aufweichen (Achtung: kann auch Blähungen verursachen).
- Einläufe eignen sich, wenn harte Kotballen im Enddarm zurückbleiben.
- Bei länger anhaltenden Beschwerden oder Blut sowie Schleim auf dem bzw. im Stuhl ist ein/e Arzt/Ärztin aufzusuchen.
Tipp der Ernährungswissenschafterin bei Verdauungsproblemen „Porridge“:
Zutaten für 2 Personen:
60g Haferflocken fein (ca. 6 gehäufte EL)
ca. 200-500ml Wasser (je nach Flockengröße und gewünschter Konsistenz)
etwas Salz
1 Apfel (süßlich)
10g Butter
Nach Belieben: Rosinen, ganze Mandeln geschält/Mandelstifte, Ahornsirup, Zimt, Bourbon-Vanille
Zubereitung:
- Haferflocken in einem Topf kurz rösten, mit Wasser aufgießen, salzen, kurz (1-2 Minuten) aufkochen lassen, Rosinen hinzufügen und danach noch ca. 5 Minuten auf kleiner Stufe quellen lassen.
- In der Zwischenzeit den Apfel schälen und nach Belieben würfelig oder blättrig schneiden. In einer Pfanne etwas Butter zergehen lassen. Die Apfelstücke sowie Mandeln (ganz, gestiftet oder grob gehackt) darin anschwitzen. Abschließend mit Zimt und Baurbon-Vanille würzen.
- Den Porridge in einen tiefen Teller füllen, mit Äpfeln, Rosinen sowie Mandeln belegen. Nach Belieben mit Zimt bestreuen und mit Ahornsirup marinieren.
Nährwert:
Pro Portion ca. (mit Mandeln, Rosinen, Ahornsirup): 252 kcal; 5,5g Eiweiß; 10,7g Fett; 32,7g Kohlenhydrate